06.07.2022 13:43, Lesedauer: ca. 5 Minuten, Autor: Dominic Malzahn
„Es ist gut gegangen, obwohl ich dort total versagt habe“, „Zum Glück war ein gutes Team beteiligt, so waren wir erfolgreich“, „Zum Glück ist es gutgegangen“…
Kennen Sie die Aussagen? Finden Sie sich darin wieder?
Is aber nich jesund, wa?
Tatsächlich gibt es hierzu eine psychologisch gesunde Haltung, die ich mit meinen Klienten in der Regel ganz am Anfang abklopfe:
Erfolge sind Ergebnisse unserer Taten und Fähigkeiten,
Misserfolge passieren aufgrund äußerer widriger Umstände
Hören Sie einmal tief in sich hinein: Was macht diese Aussage mit Ihnen? Was empfinden Sie?
Erfolge sind unsere Erfolge, Misserfolge sind im Wesentlichen beeinflusst durch die Umstände um uns herum.
Natürlich ist diese Haltung keineswegs ein Freifahrtschein ein Arschloch zu sein!
Aber genau hier liegt die Crux: Extrem häufig neigen wir dazu, dass wir uns Tonnen der Schuld für Dinge, die wir nicht in der Hand haben, in den Rucksack stecken und wundern uns, warum wir bei Transalpinen Marathon an Kraftlosigkeit langsamer, müder und später ankommen.
Zurück zu dem, was Sie verspüren, wenn Sie an diese Haltung denken – in bisher allen Seminaren und Coachings kamen diese Gedanken mindestens ein mal auf:
Sie haben Recht! Kann nichts dagegen sagen, lediglich ergänzen:
1. Ist ne Ausrede: nein!
Kann mich so nicht aus der Veranstaltung stehlen: Genau, können Sie nicht, aber berücksichtigen, was Sie alles dagegen getan haben!
2. So einfach ist die Welt nicht: ne, ist sie wahrlich nicht!
es ändern ja nichts: Absolut nicht! Wir müssen uns absolut bewusst darüber sein, dass wir mit dieser Haltung keineswegs die Situation ändern, wie sie ist – aber sehr wohl, wie wir über sie denken und sie abschließen!
3. Jaja, tolle Idee, funktioniert aber nicht – als wenn ich mir diese Gedanken mache!
Es ist immer äußerst lohnenswert, sich mit dem Leben im Alltag zu befassen. Denn meistens kommen Belastungen in unserer Psyche aus dem Alltag, weil wir eben nicht ausreichend Zeit nehmen, zu reflektieren!
Das heißt also, dass es keineswegs so sein wird, dass wir eine Situation verändern, aber den Blick und das Gefühl mit der wir eine Situation bewerten versuchen zu verbessern – und das ganz ehrlich zu uns selbst.
Dass das funktioniert, beweist unsere Seele sehr häufig. Es ist nämlich eine vollkommen normale Sache, dass wir Dinge nachträglich neu beurteilen.
Ich habe einmal mit großer Freude einen Arbeitsvertrag angenommen und mit Freude in dem Unternehmen gearbeitet. Eines Tages gab es einen Konflikt mit dem Vorstand und mir wurde die Kündigung angedroht. Auf einmal ging meine Seele zurück bis an Tag 1 und bewertete alles negativ neu.
Eine Beziehung voller Leidenschaft und Liebe endet. Leider geht die Seele auch hier durch alle Situationen neu durch und bewertet sie um und stellt sie alle in ein negatives Licht.
Das ist fies – aber gute Nachricht ist: Auch andersrum funktioniert das System!
Ein Urlaub startete chaotisch mit verpassten Flügen, anderem Hotel und einem nicht wie erwartetem Urlaubsziel. Alles blöd. Am vorletzten Abend kam der langersehnte Heiratsantrag – der Urlaub ist der Schönste! Verpasste Flüge, blöde Hotels und Allgäu statt Adria sind auch vergessen!
Und genau um diese Neubewertung geht es hier! Denn die Situationen sind abgeschlossen. Vielleicht haben sie uns begleitet, aber sie endeten. Die Gedanken an die Situation bleiben für Tage, Monate, Jahre, vielleicht sogar für immer.
Und nochmal: Es geht kein bisschen um einen Selbstbeschiss! Es geht darum, die Situation vollständig zu bewerten!
Daher noch einmal an dieser Stelle die Haltung:
Erfolge sind Ergebnisse unserer Taten und Fähigkeiten,
Misserfolge sind das böse Spiel der äußeren Umstände.
Und noch mehr:
Meistens sind es unsere Taten und Fähigkeiten, die versuchen den Misserfolg durch Rahmenbedingungen abzuwenden.
Wie das praktisch gelingen kann?
Nehmen Sie sich eine Situation, die Sie als Misserfolg gespeichert haben. Irgendeine.
1. Schreiben Sie nun auf: Was waren die konkreten Rahmenbedingungen?
Wer hat Sie begleitet? Wie haben sich Ihre Mitmenschen verhalten?
Wie stand das Management dar? Was ist genau passiert, dass Sie nicht unter Kontrolle hatten? Wer hatte die Verantwortung (noch)?
2. Was haben Sie jeweils getan, um diesen Rahmenbedingungen zu trotzen?
Nichts ist eine falsche Antwort, ohne Sie und die Situation zu kennen! Aber so einfach ist die Welt tatsächlich nicht ;)
3. Was haben Sie allgemein getan, um aus der Situation ein Erfolg zu machen?
Am besten eignet es sich hier auch ein Tagebuch zu führen und regelmäßig durch die Liste zu schauen.
Egal wie: Seien Sie gut zu sich, Sie haben es sich verdient! Und bedenken Sie immer: Sie sind Teil der Rahmenbedingungen, für die Sie nicht verantwortlich sind!
Herzlichst,
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