30.06.2022 14:17, Lesedauer: ca. 2 Minuten, Autor: Dominic Malzahn
Nein, ich will mit diesem Artikel nicht sagen, dass wir uns als Führungskräfte komplett aus jeder Verantwortung stehlen können, die es gibt. Und ja, auch ich bin mir darüber bewusst, dass unsere Verantwortung weitaus größer ist, auch, wenn wir sie (noch) nicht kennen.
Aber lassen Sie mich einmal eine Geschichte erzählen: Eine meiner Positionen war die des People Leads in einer IT-Abteilung eines Großunternehmens. Studiert habe ich Psychologie und in meiner wilden Zeit Wirtschaftsjura. Wie, also wie zur Hölle soll ich hier die Verantwortung für die Einführung von Docker oder dem Java Versionsupgrade tragen? Es ist nicht mal so, dass mich diese Themen interessieren würden.
Und dennoch habe ich lernen müssen: Eine derart große Verantwortung habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht getragen, wie es in dieser Position notwendig war! Denn die Auswahl eines People Leads war definitiv eine verdammt gute Entscheidung. Standen wir alle am Anfang in einer People-seitigen Dürre. Mit Regenschirm und Gummistiefeln.
Es vergingen keine 12 Monate und ich wurde in Diskussionen mit dem Thema "Wie ich Output sicherstelle?", "Wie ich vor habe technologische Themen in meine Führung und die Teams zu integrieren" konfrontiert. Und, Und, Und...
War es also besonders fies, jemanden, wie mich dort zu besetzen? War es von besonderer Ahnungslosigkeit geprägt? War es zu kurz gedacht?
Mitnichten! Maximal war es ein altes Problem mit altem Werkzeug behandeln. Aber dennoch sehr notwendig. Sowohl für das Unternehmen, als auch für mich. Denn nur so konnte ich an eigenem Leib spüren, wie es sich anfühlt, was ich seit Jahren erzähle > Führungskräfte sind verantwortlich für ihre Leute - nicht für die Themen. Und darf ich etwas ganz ehrliches sagen? Auch für mich fühlte sich das nach beschnittener (oder halber) Führung, wenn ich ganz tief in mich hinein gespürt habe.
Mir ist ein Grundsatz aus meinen therapeutischen Ausbildungen sofort eingefallen: Als Therapeut (und Führungskraft) trägt man die Verantwortung für den Prozess, nicht für den Inhalt!
Dieses Prinzip lässt sich sehr gut auf die Tätigkeit einer Führungskraft übertragen. Wir sind in erster Linie verantwortlich für die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz unserer Mitmenschen und Mitarbeitenden. Von mir aus im Zweiten können wir die Verantwortung für inhaltliche Themen tragen - aber auch hier rate ich dringend dazu, zu prüfen, ob Sie diese Verantwortlichkeit überhaupt überblicken können.
Und um die im Eingang gestellte Frage zu beantworten: Sind wir dadurch nur halb so viel Wert?
Diese beantworte ich ebenfalls mit einer Frage: Wenn Sie ein wunderbares Kind sehen, wen nehmen sie zuerst wahr: Die Eltern des Kindes oder die Kindergärtner?
In diesem Sinne: Seien Sie gut zu sich, Sie haben es sich absolut verdient!
Herzlichst,
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